Das Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) an der Leibniz Universität Hannover hat im August 2024 den Vorlass des Landschaftsarchitekten Peter Jordan (geb. 1936) übernommen. Seine umfänglichen Berufsmaterialien bereichern die bisherigen wissenschaftlichen Sammlungen des CGL, die die Technische Informationsbibliothek (TIB) in der niedersächsischen Landeshauptstadt verwahrt, restauratorisch betreut und für die Forschung bereithält. Der 88jährige Jordan, der bis vor wenigen Jahren noch arbeitete, zählt zu den Profiliertesten seines Faches in Deutschland. Als Landschaftsarchitekt, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger sowie Mitglied im Arbeitskreis Historische Gärten der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (AK der DGGL) verfocht er vehement den Schutz von grünem Kulturerbe. Jordan bezeichnet sich selbst als einen „leidenschaftlichen Gartendenkmal-Liebhaber“ und nahm aus Überzeugung mitunter gravierende berufliche Konsequenzen in Kauf. Die Übergabe seines Lebenswerks war der ausgesprochene Wunsch des gebürtigen Hannoveraners und ist testamentarisch verfügt. Seine vertraute Kollegin Jutta Curtius, Landschaftsarchitektin und Gartendenkmalpflegerin, hatte die Bitte an das Zentrum herangetragen.
Vom Staatsdienst zur Existenz eines freischaffenden Landschaftsplaners
Nach einer Lehre als Gärtner-Gehilfe studierte Jordan in München/Freising Landschaftsarchitektur unter anderem bei Ursula Gräfin zu Dohna (1922–2023) und Christian Bauer (1903-1978). Bereits vor dem Studium wurde er von seinem Onkel, dem Gartenarchitekten Oswald Langerhans (1894-1960) beauftragt, Schäden an der Herrenhäuser Allee in Hannover zu kartieren, die von den Fahrzeugen der in der Nachkriegszeit stationierten britischen Rhein-Armee zurückgeblieben waren. Nach dem Diplom sammelte er erste Erfahrungen als Landschaftsplaner in seiner Heimatstadt. Mitte der 1960er Jahre wechselte er in den bayerischen Staatsdienst. Die Arbeit unter seinem ehemaligen Lehrer, Staatsgartendirektor Bauer, der mit der Entwicklung von Parkpflegewerken erste Standards setzte, bestimmte Jordans weiteren Werdegang. Bei der bayerischen Schlösserverwaltung war er für verschiedene Liegenschaften zuständig. Wegen einer von ihm missbilligten Verkehrsplanung durch den Park Schönbusch in Aschaffenburg, der in seine Zuständigkeit als Amtsleiter fiel, kündigte er und zog sich 1975 aus dem Staatsdienst zurück.
Träger des Bundesverdienstkreuzes
Jordan verwirklichte sich daraufhin als freier Landschaftsarchitekt und wirkte von Aschaffenburg aus vor allem in Süddeutschland. Hinzu kamen Tätigkeiten als ehrenamtlicher Monitoringbeauftragter für gefährdete Gartendenkmale im Auftrag des Arbeitskreises Historische Gärten, als Sachverständiger und Mitglied der Prüfungskommission der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern. Er war für rund 30 Parkpflegewerke und mehr als 80 Gutachten verantwortlich. Zahlreiche Gartendenkmale begleitete er auch bauplanerisch. Jordan setzte Akzente, als die Denkmalschutzgesetzgebung der Bundesländer in den 1970er Jahren auf den Weg gebracht wurde. Zu dieser Zeit erachtete man beispielsweise Landschaftsgärten als wenig denkmalwürdig. Auf seine Initiative geht zurück, dass man Gartendenkmalpflege als ein Zusatzgebiet in der öffentlichen Bestellung von Sachverständigen anerkannte und 2012 einführte. Jordan ist Träger des „Bundesverdienstkreuzes am Bande“, das er 2009 für ehrenamtliches Wirken erhielt, und die DGGL erhob ihn zum Ehrenmitglied. Er hielt Vorträge und legte eine Reihe von fachspezifischen Artikeln im Gebiet des Garten- und Landschaftsbaus vor, ebenso zur Wertermittlung für Freianlagen sowie zur Baumpflege.
Bedeutendes Werk der Professionsgeschichte
Das Schriftgut, die Pläne und Karten, Fotografien und Dias, die er dem CGL überantwortete, geben zu vielen Aspekten seiner Laufbahn reichlich Auskunft, vor allem zum Instrumentarium des Parkpflegewerks als zentraler Aufgabe des Denkmalschutzes. Der Vorlass stellt darum aus Sicht der Vorstandsvorsitzenden des CGL, Prof. Dr. Inken Formann, einen besonderen Schatz dar: „Mit der Übernahme setze ich die von meinem Vorgänger, Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn, begonnene Sammlung von bedeutenden professionsgeschichtlichen Werken fort. Die Primärquellen sind wertvolle Grundlagen für Forschungsvorhaben in diesem Gebiet.“ Neben Jordans Erbe kann das Lehrgebiet Geschichte der Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege in Bezug auf Gartenkonservierung auch andere Deposita des CGL in der TIB heranziehen: insbesondere die bereits inhaltlich erschlossenen Dokumente im Nachlass von Rose und Gustav Wörner, die von 1962 bis 1996 ein gemeinsames Büro in Wuppertal führten. Das Ehepaar hatte in seiner Tätigkeit früh das Arbeitsfeld der Gartendenkmalpflege in der Bundesrepublik Deutschland besetzt, welches zuvor eine rein staatliche Domäne gewesen war. Dabei fassten sie die Vermittlung von Gartengeschichte als wichtigen Bildungsauftrag auf. Durch ihre Pionierarbeit auch in methodischer Hinsicht erleichterten es Rose und Gustav Wörner späteren Generationen ihrer Disziplin, sich dem Schutz alter Parks und Gärten zu widmen.